Nach einer Reihe von Online-Treffen fand unser erstes persönliches Projektteamtreffen vom 30.09.-4.10.2021 in Barcelona statt. Der katalanische Verband der Fachleute für Jugendpolitik (ACPJ, CAT/SP) war Gastgeber für die gesamte Gruppe von 17 Vertreter*innen der Partnerorganisationen unseres Projekts "Demokratische Innovationen in der Jugendarbeit". Projektkoordinatoren, Experten für demokratische Bildung, Jugendarbeiter*innen, die sich auf nicht-formale Bildung spezialisiert haben, Jugendmoderator*innen und Videomacher*innen trafen sich, um ihre Erfahrungen auszutauschen und ihr Wissen über bewährte Methoden der nicht-formalen Bildung, die in der demokratischen Bildung eingesetzt werden, sowie im Bereich der Produktion von audiovisuellen Bildungsmaterialien zu teilen. Das Hauptziel war es, voneinander zu lernen und Anregungen für unsere Videoserie zu erhalten, die junge Menschen in verschiedene Arten von demokratischen Innovationen einführt.
Einer der Höhepunkte unseres 4-tägigen Treffens war die Begegnung mit lokalen Jugendaktivist*innen der Initiative “Youth Act! - Jugend im Kampf für globale Gerechtigkeit.”
Youth Act! ist praktisch ein Raum für den Dialog und den Austausch von Ideen zwischen der lokalen Community Barcelona und jungen Aktivist*innen, Akademiker*innen und Kollektiven aus der ganzen Welt. Im Mai 2021 startete die Initiative das Àgora de 100 (dt. Agora der 100), bei dem sich insgesamt 100 junge Aktivist*innen und Akademiker*innen mit Bezug zu Barcelona auf einen gemeinsamen Katalog von 30 Herausforderungen und 30 Vorschlägen für konkrete Aktionen und Lösungen geeinigt haben. Dadurch kann Youth Act! als Beispiel für eine demokratische Innovation an sich betrachtet werden. Die gesammelten Ideen, Forderungen und Vorschläge werden einer öffentlichen Debatte unterzogen, um das Potenzial und die Beteiligung der Jugend an den dringenden lokalen und globalen Herausforderungen in verschiedenen Bereichen, wie z.B. Feminismus und LGBTI+, Klimawandel, Bildungsmodelle, Wirtschaftsmodell und Ungleichheiten, Antirassismus und Dekolonialismus, Demokratie und Antiautoritarismus, sichtbar zu machen. Im Herbst 2021 möchte Youth Act! seinen Diskussionsraum international ausweiten und organisiert ein internationales (virtuelles) Forum mit dem Titel: "Barcelona, eine gastfreundliche Stadt für Jugendkämpfe in der Welt". Sie werden Jugendliche und Akademiker*innen aus verschiedenen Regionen der Welt einladen, um gemeinsame Vorschläge für Aktionen zu diskutieren und zu vereinbaren, um sich gemeinsam für eine bessere Zukunft einzusetzen.
Diese Initiative wird in unserer Bildungsvideoserie vorgestellt, in der auch 9 Beispiele (aus Polen, Deutschland und Spanien/Katalonien) für neue außerparlamentarische Mechanismen und partizipative Entscheidungsfindungsprozesse präsentiert werden, die von Jugendlichen selbst initiiert oder mit Unterstützung von ausgebildeten Demokratiepädagog*innen, Lehrer*innen und Jugendarbeiter*innen in Schulen und/oder Jugendclubs angewendet werden können.
Unser Projekt wird sich auf 3 Kategorien von demokratischen Innovationen konzentrieren:
- Bürgerhaushalte: kollektive Entscheidungsfindungsprozesse, in denen Einwohner*innen und Mitglieder von Communities gemeinsam über einen Teil des öffentlichen Haushalts entscheiden, um ihre eigenen Ideen und Vorschläge zu finanzieren.
- Bürgerversammlungen: partizipative und beratende Prozesse, die auf einer zufälligen Auswahl von Teilnehmer*innen beruhen, um diese zusammenzubringen, damit sie Politiken und Empfehlungen für Entscheidungsträger entwickeln.
- selbstorganisierte Jugendgruppen, die partizipative digitale Werkzeuge nutzen: junge Menschen, die sich auf nicht-hierarchische und demokratische Weise organisieren und digitale Werkzeuge nutzen, um den Prozess der kollektiven Entscheidungsfindung innerhalb ihrer Gruppe zu erleichtern.
Das Treffen war auch eine Gelegenheit, mehr über den spanischen Bürgerkrieg zu erfahren, der als Kampf zwischen Diktatur und republikanischer Demokratie, zwischen Revolution und Konterrevolution sowie zwischen Faschismus und Kommunismus betrachtet werden kann. Dank unseres Reiseführers - Omar von der Organisation La iaia damasquina - erfuhren wir die Geschichten von Einwanderern aus verschiedenen Teilen der Welt, die wesentlich dazu beigetragen haben, dass Barcelona heute als eines der größten Zentren der politischen und sozialen Innovation gilt. Trotz der gegenwärtigen autoritären Tendenzen und des Erstarkens faschistischer Gruppen, ist uns die Botschaft von Solidarität und Zusammenarbeit über die von Menschen geschaffenen kulturellen und nationalen Grenzen hinweg sehr nahe. Mit einer neuen Dosis an Energie und mit reichen Erinnerungen an den lokalen Geschmack von Orten wie RAI - Recursos d'Animació Intercultural (Plattform für Projekte zur sozialen Transformation), werden wir weiterhin die Demokratisierung der Regierungsführung in unseren Gemeinden und im weiteren Sinne ganzer wirtschaftlicher und politischer Systeme fördern. Bleiben Sie dran!
Geschrieben von Dr Katarzyna Anna Klimowicz